Noch vor zwei Jahren gehörte ein großer Schwarm von weit über einhundert Steinwälzern für die Spaziergänger am Südstrand zum gewohnten Bild. - Immer wieder weckten die putzigen Watvögel Sympathien und Interesse bei den Passanten, wenn sie aus nächster Nähe beobachten konnten, wie die arktischen Wintergäste mit Trippelschritten - als ob sie Räder hätten - zwischen Wassersaum und Deichwiese unablässig auf und ab liefen. Oder - wenn der große Schwarm mit hellem „kütt-e-kütt“ plötzlich aufflog und die beeindruckende schwarz-weiße Musterung der vielen Flügel sichtbar wurde.
Diese besonderen, schönen Tiererlebnisse verdankten die Südstrand-Wanderer wahrscheinlich einem Winterschwimmer, der die Vögel vor der DLRG-Station über Jahre hinweg regelmäßig gefüttert hatte. Das musste sich wohl in den arktischen Gefilden herumgesprochen haben, denn nach der Brutzeit Ende August versammelten sich alljährlich immer mehr Steinwälzer am Südstrand, um das dort ausgestreute Körnerfutter emsig aufzupicken und hier auch zu überwintern. Nach der endgültigen Aufgabe der Vogelfütterung vor einem Jahr verteilten sich die Vögel vermutlich an der Küste oder zogen in Richtung Atlantik weiter. Zur Zeit rasten am Südstrand manchmal noch kleine Gruppen von zehn bis fünfzehn scheu wirkenden Steinwälzern auf der schrägen Uferbefestigung.
Die etwa 23 Zentimeter großen Watvögel werden bei der Nahrungssuche ihrem Namen gerecht, wenn sie im Watt und am Strand Steine, Treibholz oder Muscheln umdrehen, um darunter nach Krebsen, Würmern oder Muscheln zu suchen. Auch Miesmuscheln werden durch heftige Schnabelhiebe aufgebrochen. Pflanzliche Kost steht ebenfalls auf der Speisekarte. Das Winterkleid der Steinwälzer zeigt eine grau-braune Oberseite, dunkle Brustfedern und eine weiße Unterseite. Im Sommerkleid erscheinen beide Geschlechter mit dem kastanienbraunen schwarz-gefleckten Rücken, den orangefarbenen Beinen und der deutlichen schwarz-weißen Kopfzeichnung auffällig bunt.
Franz Dreidax, 29.12.2012