Zutrauliche Wintergäste am Südstrand
 
Steinwälzer
 
Foto: Birgit Bönecke
 
Schnell gewinnen die Steinwälzer am Südstrand die Herzen der Spaziergänger, wenn sie aus nächster Nähe beobachten können, wie die arktischen Wintergäste mit eiligen Trippelschritten - als ob sie Räder hätten - zwischen Wassersaum und Deichwiese unablässig auf und ab laufen.
 
Steinwälzer am Südstrand
 
Bild: Franz Dreidax
 
Ein fesselndes Bild entsteht, wenn der Schwarm plötzlich mit hellem „Küt-e-küt“ auffliegt und die faszinierende schwarz-weiße Musterung der vielen Flügel sichtbar wird. Tritt Ebbe ein, werden sie ihrem Namen gerecht und wälzen Steine im Watt - manchmal bis zu ihrem doppelten Körpergewicht -, aber auch Treibholz oder tote Fische, um darunter nach Fressbarem wie Krebsen, Würmern oder Insekten zu suchen.
Zur Brutzeit im Mai zieht es die Vögel wieder an die arktischen Küsten. Ihr Nest liegt dort gut versteckt unter Felsvorsprüngen oder in dichter Vegetation. Zuvor scharrt das Männchen mehrere Brutmulden. Das Weibchen bestimmt dann den endgültigen Nistplatz, der oft über Jahre beibehalten wird. Nach einer Brutzeit von 23 bis 27 Tagen schlüpfen die Küken - in der Regel sind es vier Stück -, die schon nach wenigen Stunden das Nest verlassen und von von beiden Eltern versorgt werden. Das Winterkleid der 23 Zentimeter großen Steinwälzer zeigt eine graubraune Oberseite, dunkle Brustfedern und eine weiße Unterseite. Im Sommerkleid erscheinen Steinwälzer mit dem kastanienbraunen, schwarzgefleckten Rücken und den orangefarbenen Beinen sehr bunt. Südstrand-Wanderer brauchen auch im Sommer nicht auf den Anblick der schönen Vögel zu verzichten, denn hier übersommern regelmäßig einige Steinwälzer - wahrscheinlich ohne zu brüten.
 
Steinwälzer
 
Aufnahme: Bernd Heiden

Steinwälzer machen sich rar


Noch vor zwei Jahren gehörte ein großer Schwarm von weit über einhundert Steinwälzern für die Spaziergänger am Südstrand zum gewohnten Bild. - Immer wieder weckten die putzigen Watvögel Sympathien und Interesse bei den Passanten, wenn sie aus nächster Nähe beobachten konnten, wie die arktischen Wintergäste mit Trippelschritten - als ob sie Räder hätten - zwischen Wassersaum und Deichwiese unablässig auf und ab liefen. Oder - wenn der große Schwarm mit hellem „kütt-e-kütt“ plötzlich aufflog und die beeindruckende schwarz-weiße Musterung der vielen Flügel sichtbar wurde.


Diese besonderen, schönen Tiererlebnisse verdankten die Südstrand-Wanderer wahrscheinlich einem Winterschwimmer, der die Vögel vor der DLRG-Station über Jahre hinweg regelmäßig gefüttert hatte. Das musste sich wohl in den arktischen Gefilden herumgesprochen haben, denn nach der Brutzeit Ende August versammelten sich alljährlich immer mehr Steinwälzer am Südstrand, um das dort ausgestreute Körnerfutter emsig aufzupicken und hier auch zu überwintern. Nach der endgültigen Aufgabe der Vogelfütterung vor einem Jahr verteilten sich die Vögel vermutlich an der Küste oder zogen in Richtung Atlantik weiter. Zur Zeit rasten am Südstrand manchmal noch kleine Gruppen von zehn bis fünfzehn scheu wirkenden Steinwälzern auf der schrägen Uferbefestigung.


Die etwa 23 Zentimeter großen Watvögel werden bei der Nahrungssuche ihrem Namen gerecht, wenn sie im Watt und am Strand Steine, Treibholz oder Muscheln umdrehen, um darunter nach Krebsen, Würmern oder Muscheln zu suchen. Auch Miesmuscheln werden durch heftige Schnabelhiebe aufgebrochen. Pflanzliche Kost steht ebenfalls auf der Speisekarte. Das Winterkleid der Steinwälzer zeigt eine grau-braune Oberseite, dunkle Brustfedern und eine weiße Unterseite. Im Sommerkleid erscheinen beide Geschlechter mit dem kastanienbraunen schwarz-gefleckten Rücken, den orangefarbenen Beinen und der deutlichen schwarz-weißen Kopfzeichnung auffällig bunt.

Franz Dreidax, 29.12.2012

 

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